Warum sind einige Firmen innovativ, und andere nicht?

Einige Firmen sind besonders erfolgreiche Innovatoren, andere sind auf diesem Feld eher nicht erfolgreich. Heute gehe ich auf einen Artikel von Christine Crandell von Bloomberg Businessweek zurück, um diejenigen Erfolgsfaktoren aufzuzeigen, die aus meiner Sicht besonders erfolgversprechend sind.

Die Ideen von Simon Rucker aus dem Harvard Business Review zum Thema Produktdesign helfen, um zu verstehen, was echte Innovation ausmacht, und welcher Denkansatz erfolgversprechend ist.

Why Some Companies …

….Successfully Innovate and Others Don’t

In ihrem Artikel →Why Some Companies Successfully Innovate and Others Don’t schreibt Christine Crandell über die Erfolgsfaktoren, die innovative Firmen von weniger innovativen Firmen unterscheiden. Sie greift dabei auf Daten zurück, die bei 280 Produktverantwortlichen in 17 verschiedenen Industrien in den USA gesammelt wurden.

Nach Ihren Informationen machen folgende Faktoren eine erfolgreiche Firma aus:

  • Die Firma sorgt dafür, daß die Investitionen in innovative Produkte, und in die Produktpflege ausgewogen sind.
  • Die Firma investiert in die Projekte, die aus Marktsicht notwendig sind, und die zudem zur Firmenstrategie passen.
  • Es erfolgt eine ausgeprägte Analyse der Kundenbedarfe, um sicherzustellen, daß nur solche Produkte entwickelt werden, die die Kunden wollen.
  • Verwaltung der Kundenanforderungen erfolgt in spezialisierten Tools, die auch Workflowfunktionen bieten, als auch die Möglichkeit, die Anforderungen zu priorisieren.

Die folgenden Punkte stellen ihrer Meinung nach Herausforderungen dar, mit denen gute Firmen professionell umgehen:

  • Firmen hören nicht auf die Kundenwünsche, selbst wenn diese explizit geäußert werden.
  • Die Firma kollaboriert weder mit Kunden, Partnern, noch Zulieferern oder anderen Beteiligten, um neue Ideen zu entwickeln.
  • Fehlendes Alignment zwischen Produktentwicklung und Marketing.
  • Unsicherheiten und fehlende Entscheidungen in Bezug auf Produktownerschaft.
  • Papierbasierte Methoden und andere traditionelle Innovationsmanagement Prozesse.
  • Schlechte Ausführung, und unprofessionelle Abwicklung.

Meine Erfahrungen

Crandell ist der Vertreter einer Firma, die Software herstellt, um das Anforderungsmanagement zu optimieren. Insofern wundert es mich nicht, daß ihre Studie auf die überragende Bedeutung der Automation abzielt. Aus meiner Sicht ist die Art der Verwaltung der Anforderungen eher zweitrangig. Wesentlich entscheidender ist, daß Marktinformationen erhoben werden, und, daß diejenigen Mitarbeiter die Informationen über Anforderungen erhalten, die damit etwas anfangen können.

Erfolgsfaktoren

Die übrigen Erfolgsfaktoren sind auch aus meiner Sicht so wichtig, wie sie sie sieht:

  • Die Ausgewogenheit von Innovation und Produktpflege ist wichtig, weil es riskant wäre, nur einseitig zu investieren. Sie ist aber auch deshalb wichtig, weil Kunden nur dann willens sind, neue Produkte abzunehmen, wenn die existierenden Produkte zuverlässig sind, und wenn sie gepflegt werden. Die Strategie, alle Mitarbeiter aus wartungslastigen Themen abzuziehen, und in die Neuentwicklung zu stecken, ist dann besonders gefährlich für die neue Entwicklung, wenn essentielle Produktpflege unterbleibt, und wenn Kunden damit unzufrieden werden.
  • Das man genau in die Produkte investieren sollte, die aus Marktsicht notwendig sind, und die aufgrund der eigenen Kompetenzen herstellbar sind, liegt auf der Hand. Eigentlich ist es (zumindest in Produktmanagementkreisen) auch garnicht anders denkbar, als daß man Kundenbedarfe erforscht, bevor man mit der Entwicklung beginnt.

Wie Designer denken

Crandell konzentriert sich in ihrer Analyse sehr stark auf Anforderungen, und auf die Pflege von Produkten. Etwas zu kurz kommt die Frage, wie erfolgreich und innovativ eine Firma beim Entwickeln von neuen Produkten selbst ist. Dies ist aus meiner Sicht für den Firmenerfolg gleichfalls wichtig, und man kann ebenfalls gute und weniger gute Firmen voneinander unterscheiden.

Der Artikel →How Good Designers Think zeigt auf, wie gute Designer denken. Der zentrale Satz zeigt, daß innovative Firmen es schaffen, an Anforderungen heranzukommen, die die Kunden nicht artikulieren. Um dies zu können, benötigt eine Organisation ein passendes Grundverständnis.

„Good designers aim to move beyond what you get from simply asking consumers what they need and want. First of all because they understand that most people when asked don’t say what they mean or mean what they say, but also because people often don’t know. Good designers want to unearth what consumers can’t tell them: latent & emerging needs and motivations; actual behaviors and attitudes; and, crucially, barriers to as well as drivers of change — or simply put, what your competitors don’t also already know.“

Herausforderungen

Aus meiner Erfahrung können die Hauptgründe, die Firmen regelmäßig in ihrer Produktstrategie scheitern lassen, zusammengefasst werden unter den Schlagworten: Verschlossen (kollaboriert nicht), selbstzentriert (hört nicht auf Kunden), und lausig in der Durchführung. Die übrigen Punkte (fehlende Entscheidungen, mangelndes internes Alignment, fehlende Tools) sind aus meiner Sicht nicht so wichtig.

Um gegen diese Herausforderungen anzugehen, bietet es sich meiner Meinung nach an, wenn man auf der einen Seite Prozesse fördert, wie sie im Rahmen der offenen Innovation üblich sind. Die neuen Verfahren, die das Web 2.0 zur Verfügung stellt, erscheinen mir hier als guter erster Schritt.

Auf der anderen Seite ist es wichtig, wenn nicht sogar das zentralste Anliegen, wenn man den Qualitätsgedanken sehr ernsthaft verfolgt. Da Firmen ja oft Gründe haben, wenn sie schlecht liefern und leisten, sollte man zunächst einmal die Gründe analysieren. Oft stecken meiner Erfahrung nach die folgenden Gründe hinter schlechter Qualität (Lösungsansatz in Klammern):

  • Keine Qualitätsorientierung (Das Top Management sollte die Wichtigkeit des Quality First Ansatzes vorleben)
  • Keine Zeit/ Überlastung (Den Entwicklungs- und Fertigungsprozess prüfen und entschlacken)
  • Zu wenig Durchblick (z.B. den Rollin von Kundeninformationen verbessern)
  • Chaos (Organisation und Struktur einführen).

Weiterführende Informationen

… auf www.Produkt-Manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

2 Responses to “Warum sind einige Firmen innovativ, und andere nicht?”

  1. Gym Instructor sagt:

    Again – it’s AGAIN with the bank bailouts! Now Greece is talking about negotiating more favourable terms and so Ireland wants to get in on the talking too. This is all about the wellbeing of the banks – when does anyone do anything on favourable terms for we the people?

  2. I can understand your frustration. Although it is a little bit of-topic: Yesterday I read an intereting comment of Helmut Schmidt, former cancellor of Germany, about the Euro. In fact he ( http://www.zeit.de/2011/19/Europa-Finanzkrise) stated that banks should serve the people, and it is not the other way round.