Daimler Benz, Porsche und die Innovation

In den letzten Wochen habe ich mehrere Museen im Süd-Westen besucht. Besonders interessant waren für mich die Museen der Daimler AG, und der Porsche AG. Dies nicht nur wegen der Exponate, und der atemberaubenden Architektur. Nein, vielmehr auch, weil man dort auch eine wichtige Lektion im Innovationsmanagement, Durchhaltevermögen, und in der Technikgeschichte lernen kann. Dies ist der Grund, warum ich heute von diesen beiden Museen hier berichte, und Ihnen gleichzeitig nahelege, beide Museen unbedingt selbst zu besuchen.

Die Museen

Vielleicht haben Sie mitbekommen, daß die Daimler AG und die Porsche AG erst kürzlich Ihre neuen Museen eröffnet haben. Beide Firmen haben hierfür sehr aufwendige und beeindruckende Gebäude gebaut (die in der Fachwelt heiß diskutiert werden). Die Firmen zeigen dort Fahrzeuge von hohem historischem Wert und betten diese Exponate in den jeweiligen geschichtlichen Kontext ein. Daneben sind beide Museen Teil der jeweiligen Hauptstandorte der Firmen, und damit die jeweiligen Marken.

Hier finden Sie die jeweiligen Links mit allen wichtigen Besucherinformationen, und Einblicken in die Ausstellungen/Exponate

Ich habe beide Museen an unterschiedlichen Tagen besucht (Auch wenn Sie von weiter her anreisen: Ein Tag pro Museum ist sinnvoll, da es viel zu sehen gibt). Da beide Firmen keine 20 km voneinander entfernt sind, ist mir schon bei der Anfahrt bewusst geworden, wie räumlich konzentriert damals Technikgeschichte geschrieben wurde (und immer noch wird).

Vielleicht kennen Sie den (vermutlichen) Grund genausowenig, wie ich Ihn kannte: Ferdinand Porsche war eine ganze Zeit lang der Chefkonstrukteur und Vorstand bei der damals schon älteren Firma Daimler Benz. Er hat aus dieser erfolgreichen Position die Entscheidung getroffen, nochmal neu anzufangen, und hat ein eigenes Konstruktionsbüro gegründet. Aus diesem Büro ist dann später der bekannte Sportwagenhersteller entstanden.

Einige Beobachtungen

Man könnte sicher seitenweise über die jeweilige Firmenhistorien, und über die einzelnen Exponate schreiben. Ich will mich heute auf einige Punkte konzentrieren, die man dort „sonst noch“‚ lernen kann.

7 gute Jahre, 7 schlechte Jahre, bzw ein stabiles Umfeld ist sehr wichtig:

Daimler (in Cannstadt), und Benz (in Mannheim) haben damals um die 1900 unabhängig voneinander Automobile bzw Motoren entwickelt (Beide haben sich nie kennengelernt). Benz ist der eigentliche Erfinder, und beide sind die Väter der heutigen Massenmotorisierung. In weiteren Zeitverlauf wurden beide Firmen zu erbitterten Konkurrenten. Die Firmen mussten in den 1920igern auf Druck der Hausbanken zunächst eine Partnerschaft beginnen, um dann später zusammenzugehen. Dies geschah während einer Zeit, die ökonomisch destaströs war, letztendlich um die Firmen zu retten. Damals war der Markt sehr fragmentiert – es gab über 90 Konkurrenten, und die Nachfrage brach während der Weltwirtschaftskrise ein.

Hätte der erste Produktmanager Kunden gefragt, würden wir heute immer noch Pferdekutschen fahren

Die ersten Fahrzeuge sind garnicht so positiv aufgenommen worden. Sie waren laut, gefährlich, teuer, kompliziert, wartungsanfällig, und Kunden waren zunächst der Meinung, daß es genügend Pferde gäbe, d.h. eigentlich niemand Autos benötigen würde. Als Benz damit im Mannheimer Raum spazieren fuhr, hat er zwar Erstaunen ausgelöst, aber eben auch Proteste. Ein schlechtes Ohmen war zudem, daß der erste Kunde in eine Irrenanstalt eingeliefert wurde…..

Lead-User spielen eine besondere Rolle

Die ersten Autos wurden von Chauffeuren gefahren, und waren sehr wartungsintensiv. Später kamen dann „Herrenfahrer“ auf den Geschmack, und die Technik wurde zuverlässiger. Die Herrenfahrer waren reiche Leute, die teilweise unter Pseudonym damit begonnen haben, Fahrzeuge selbst auf Rennen zu fahren, um sich die Zeit zu vertreiben. Diese anspruchsvolle Kundschaft hat hohe Anforderungen an die Technik gestellt. Dies hat dazu geführt, dass Motoren und Fahrzeuge intensiv weiterentwickelt wurden. Diese Leute haben gleichzeitig die Fahrzeuge salonfähig gemacht.

Wenn man Kundenwünsche ignoriert (und dann noch denkt, daß man besser weiss was Kunden wollen sollten), kann es gefährlich werden

Daimler hat seinen Fokus schon früh auf sportliche Fahrzeuge gelegt. Benz (der Erfinder!) war lange der Meinung dass Geschwindigkeit Teufelswerk wäre, und hat sich geweigert, schnelle Fahrzeuge zu bauen. Zum Glück hat er seinen Fehler sofort erkannt, als es begann, richtig ungemütlich zu werden, weil sich die Kunden von seinen Produkten abgewendet haben.

Innovation entsteht oft in einem Kontext, und fallen selten vom Himmel

Benz hatte eine Vision, und hat sie teilweise mit der vorhandenen Technologie umgesetzt. Ihm hat in der Ideenphase geholfen, daß er schon vorher ein passionierter Radfahrer war, dem die Fahrräder zu schwer, und zu unbequem waren. Er wußte aus dieser Erfahrung, daß er etwas haben wollte, was von selbst fuhr.

Die ersten Fahrzeuge waren Pferdekutschen nicht unähnlich – gleichwohl waren es keine Kopien, sondern verbesserte Versionen. Hierbei hat die Erfahrung als Fahrradfahrer geholfen. Die Fahrzeuge haben einen Antrieb verwendet, der (im Prinzip) schon vorher an anderer Stelle verwendet wurde. An den relevanten Stellen (dort wo er auf technische Probleme stieß) hat er (aber auch Daimler) fehlende Teile hinzuentwickelt, und die Technik verbessert.

Ihnen hat geholfen, daß sie anspruchsvolle Kunden hatten, und den Drang, technische Probleme zu lösen. Dabei ging Benz zweistufig vor. Erst hat er sich mit der Motorenentwicklung befaßt, und erst als diese stabil liefen, hat er sich seinem ursprünglichen Ziel (der Entwicklung eines Fahrzeuges) zugewandt. Insgesamt hat ihm seine Erfahrung als Radfahrer viel geholfen.

Engagierte Mitstreiter sind das A und O

Daimler hat – bevor er sich mit dem Automobilbau befaßte – in Deutz als Vorstand an der Entwicklung des Gasmotors gearbeitet. Dort hat er mit dem jüngeren Maybach zusammengearbeitet, der ihm später auch in seine eigene Firma folgte. Maybach war ein begnadeter Konstrukteur. Beide ergänzten sich sehr gut.

Im weiteren Verlauf der Firmenentwicklungen ist er auf Jelinek gestoßen, der ein begnadeter Verkäufer war, der viel von den Kundenbedürfnissen verstand. Der hat schon früh erkannt, daß Emotionen genauso wichtig waren wie Technik, und hat die Marke Mercedes geboren, zunächst für das Fahrzeug, später für die gesamte Firma (Zu dem Namen ist es gekommen, weil Jelinek einer der Herrenfahrer war, der unter dem Pseudonym Mercedes, d.h. dem Namen seiner Tochter zu Rennen angetreten ist).

Weiterführende Informationen

… auf www.Produkt-Manager.net

Weitere Informationen rund um das Thema finden Sie in den folgenden Beiträgen:

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Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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