Edwin Land, Steve Jobs und die perfekte Innovation

In den letzten Tagen ist viel über Steve Jobs geschrieben worden, und insbesondere auch die Frage, wo er seine Inspiration hergenommen hat. Hierzu hat die New York Times einen lesenswerten Artikel veröffentlicht, in dem klargestellt wird, das Edwin Land, der Erfinder der Polaroid Kameras eben diese Inspirationsquelle war.

Die Diskussion über den Nutzen und die Grenzen, die die Einbindung von Kunden in den Entwicklungsprozess hat, ist auch immer wieder ein Thema. Daher sind mir in dem Artikel mehrere Statements aufgefallen, die ich heute ebenfalls mit Ihnen teilen will.

The Man Who inspired Jobs

Der Artikel →The Man Who Inspired Jobs fasst sehr schön zusammen, daß Jobs und Land sich sehr ähnlich waren, und auch ähnlich gedacht haben. Letztendlich geht  der Artikel auf ein Buch zurück, das hierzu vor einigen Jahren erscheinen ist (siehe Weiterführende Informationen). Dies geht in dieselbe Richtung.

An einer Stelle wird beschrieben, daß beide Männer „Ihre“ zentralen Produkte relativ klar vor Augen hatten, noch bevor sie diese entwickelt haben. Entgegen der landläufigen Vorgehensweise haben sie also nicht Kunden gefragt, was sie entwickeln sollen, sondern sie haben Ihre bahnbrechenden Produkte aus einer Inside-Out Sicht entwickelt:

Dr. Land was saying: ‘I could see what the Polaroid camera should be. It was just as real to me as if it was sitting in front of me, before I had ever built one.’ And Steve said: ‘Yeah, that’s exactly the way I saw the Macintosh.’ He said, If I asked someone who had only used a personal calculator what a Macintosh should be like, they couldn’t have told me. There was no way to do consumer research on it, so I had to go and create it and then show it to people and say, ‘Now what do you think?’”

Viele Produktmanager sind der Meinung, daß jede Produktinnovation auf Kundenfeedback basiert. Ich kann aus meiner Erfahrung bestätigen, daß Jobs und Land recht haben – manche Innovationen sind so neu, daß Kunden schlicht nicht wissen können, daß sie ein solches Produkt benötigen (Wenn Sie an das Problem der disruptiven Innovation denken, kann einen Kundenfeedback manchmal sogar in die falsche Richtung leiten).

Beide sagen genau dies unabhängig voneinander in ähnlichen Worten:

The worldview he was describing perfectly echoed Land’s: “Market research is what you do when your product isn’t any good.” And his sense of innovation: “Every significant invention,” Land once said, “must be startling, unexpected, and must come into a world that is not prepared for it. If the world were prepared for it, it would not be much of an invention.” Thirty years later, when a reporter asked Jobs how much market research Apple had done before introducing the iPad, he responded, “None. It isn’t the consumers’ job to know what they want.”

What it takes to be an Innovator

Innovationen, wie die Polaroid Kamera oder das iPod sind sehr häufig genau die interessanten, „bahnbrechenden“ Innovationen, nach denen wir täglich suchen – sie sind oft ja auch mit einem großen ökonomischen Potential versehen. Daher sollten wir uns als Produktmanager und Product-Owner in die Lage versetzen, solche Innovationen auch entwickeln zu können.

Die erste Frage, die sich hierbei stellt, ist die Frage nach den Qualifikationen. Beide Männer haben hierzu ebenfalls etwas gesagt, nämlich, daß ein bestimmter Erfindergeist dazugehört, sowie der Fokus auf das Produkt (und nicht das Accounting).

In dem Beitrag →Polaroid and Apple: Innovation Through Mental Invention findet man noch einen weiteren Hinweis, was notwendig ist, nämlich den Hinweis, Dinge konzentriert zu tun:

Land once told a reporter, „If anything is worth doing, it’s worth doing to excess … My whole life has been spent trying to teach people that intense concentration for hour after hour can bring out in people resources they didn’t know they had.“ Similarly, Jobs had once remarked, „We have a short period of time on this earth … My feeling is that I’ve got to accomplish a lot of things while I’m young.“

Ein weiterer Faktor wird bei →The Rowland Institute at Harvard (das sich mit Land befasst) näher beleuchtet, nämlich, daß Innovationen häufig dort entstehen, wo der passende Nährboden dafür existiert.

Das folgende Zitat sagt letztendlich, daß man in seinem Metier bleiben sollte, und alles tun sollte, um Expertise aufzubauen. Oft entstehen Innovationen nämlich genau dann, wenn man in der Lage ist, verschiedene Fähigkeiten zu kombinieren. Dann fehlt oft nur noch der Anstoß von Außen, nämlich eine Problembeschreibung, oder eine Idee.

It was as if all that we had done in learning to make polarizers, the knowledge of plastics, and the properties of viscous liquids, the preparation of microscopic crystals smaller than the wavelength of light, the laminating of plastic sheets, living on the world of colloids in supersaturated solutions, had been a school both for the first day in which I suddenly knew how to make a one-step dry photographic process and for the following three years in which we made the very vivid dream a solid reality.

Fazit

Wenn man Jobs als ein gutes Beispiel für einen innovativen Menschen versteht, sollte man nicht vergessen, daß auch er hat sich inspirieren lassen, insbesondere, was seine Vorgehensweise angeht. Man tut also gut daran, sich über das Denken dieser Insprirationsquellen ebenfalls näher anzusehen.

Diese Betrachtung zeigt, daß sich herausragende Innovatoren durch verschiedene Faktoren hervorheben:

  • Sie haben ein so klares Bild von Kundenbedarfen und technischen Möglichkeiten, daß sie in der Lage sind, die fertigen Produkte bereits dann zu sehen, wenn sie noch garnicht existieren.
  • Innovatoren zeichnen sich durch Erfindergeist aus, wobei sie oft auf eine breite Erfahrung zurückblicken können.
  • Innovatoren sind in der Lage, sich auf eine Fragestellung zu konzentrieren, und können zielgerichtet daran arbeiten.

Und noch etwas möchte ich anmerken, um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich plädiere nicht dafür, daß man generell immer mit einem inside-out approach arbeitet, und sich nie für Kundenfeedback interessiert. Ich bin vielmehr der Meinung, daß man genau aufpassen sollte, für welche Art der Innovation man Kundenbefragungen anstrebt, und wann man dies eben nicht tun sollte.

Weiterführende Informationen

… im Internet

Die folgenden Artikel aus dem Internet passen sehr gut zum heutigen Thema:

… auf www.produkt-manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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