Focusing is about saying no

Gerade neulich habe ich eine Diskussion verfolgt, was denn wohl die sinnvollste Qualifikation für die Führungsmannschaft einer Technologiefirma sei – kaufmännisch orientiert, oder technisch orientiert?

Gleichzeitig hat der Tod von Jobs ein Thema wieder auf die Agenda gebracht, nämlich seinen speziellen Ansatz Produkte zu gestalten, und den besonderen Fokus, den er dabei darauf gelegt hat, daß Produkte einfach zu bedienen sein sollen.

Wenn man genau hinsieht, hängen die beiden Themenbereiche zusammen.

Simplicity is Critical

Saeed vom Blog On Product Management schreibt in seinem Artikel →Simplicity and Elegance Require Deep Attention to Detail über die Frage, welchen Zielen Produkte dienen sollen, und was wichtiger ist, die technische Ausführung oder die Nutzbarkeit. Er plädiert im Prinzip pro Einfachheit, und fordert, daß die Komplexität so gering wie möglich sein sollte:

„…in product design that simplicity is critical and complexity should be avoided. The KISS principle — Keep it simple stupid – has been around for a while, but clearly in the last few years it’s come to the forefront of design thinking.“

Er beschreibt auch, welche Qualifikation für ihn zentral ist, nämlich die „Handwerkerkultur“ (Culture of craftsmanship):

„And why would that be the case? Because the designers of the latter application paid really close attention to all the fine details. It’s about a culture of craftsmanship. The rounded rectangles story changed Bill Atkinson’s view of what was needed, and also what could be done with graphics on the Mac.“

Das kann ich aus meiner Erfahrung nur unterstreichen. Gerade in der heutigen Zeit wird es immer wichtiger, daß Software einfach zu nutzen ist, aber genau das leisten kann, was man von ihr erwartet.

Um dies zu erreichen, benötigt man zwei Phasen, die man iterativ immer und immer wieder durchläuft:

  • Entwicklungsphase: Hier entwickelt und gestaltet man die Features
  • Streichphase: Hier nimmt man alle die Features wieder aus dem Produkt heraus, die nicht notwendig sind. Nicht notwendig sind die Features, die zu keiner Änderung der Nutzbarkeit führen (Einstellungen, die überflüssig sind, Arbeitsschritte , die man nicht benötigt), bzw die Funktionen, die niemand vermißt.

Um diese Iterationen möglichst erfolgreich durchlaufen zu können, ist die Handwerkermentalität sinnvoll.

Steve Jobs & the art of focus

Presentation Zen hat in seinem Artikel →Steve Jobs & the art of focus mehre Youtube Videos zusammengestellt, die aus der Phase stammen, als Jobs Apple neu ausrichtet hat. Diese Neuausrichtung war notwendig geworden, nachdem die Firma fast bankrott war. Jobs hat in dieser Phase jedes Produkt überprüft, und er hat die Zahl der Entwicklungsvorhaben drastisch reduziert, weil Apple zu verzettelt war.

Presentation Zen behandelt zwei Videos, die das Denkmuster von Job gut zeigen (siehe dort). Die folgenden Ideen sind zentral, um Job’s Auffassung zu verstehen:

„Focusing is about saying no. And the result of that focus is going to be some really great products where the total is much greater than the sum of the parts.“

„You’ve got to start with the customer experience and work backwards to the technology. You can’t start with the technology and try to figure out where you’re going to try and sell it…..we have tried to come up with a strategy and a vision for Apple, it started with “What incredible benefits can we give to the customer? Where can we take the customer?” Not starting with “Let’s sit down with the engineers and figure out what awesome technology we have and then how are we going to market that?” And I think that’s the right path to take.“

Diese beiden Zitate sagen letztendlich, daß der Schlüssel zum Erfolg darin liegt, daß man Produkte so weit optimiert (d.h Features streicht), bis das Produkt das tut, was es soll. Man sollte demnach nicht erst versuchen, Features einzubauen, nur deshalb, weil man es kann. Diese Einstellung geht in dieselbe Richtung, wie das Beispiel weiter oben.

Was benötigt man nun, um hierbei erfolgreich zu sein?

Meiner Erfahrung nach benötigt man für die Fokussierungsaufgabe, und für die Fähigkeit zum Neinsagen, ein gutes Verständnis von den Machbarkeiten. Hierfür sollte man die Technik beherrschen, um gerade diesen Punkt einschätzen zu können. Auf der anderen Seite ergänzt Jobs eine weitere Qualifikationsanforderung, nämlich die, daß man versteht, welche Bedeutungen einzelne Anforderungen für die potentiellen Kunden hat. Dies ist jedoch die Aufgabenbeschreibung des Produktmanagements.

Meiner Meinung nach lebt eine innovative Firma davon, daß die Menschen mit technischem Verständnis den notwendigen Raum zum Gestalten haben, und, daß der Chef möglichst der Chefentwickler ist (da man nur so Innovationen wirkungsvoll voranbringen kann).

Auf der anderen Seite sollte eine innovative Firma nie den Fehler machen, nur aus der Binnensicht heraus zu entscheiden. Die Chefentwickler sollten deshalb nicht nur deshalb entwickeln, „weil die Technologie interessant ist“, sondern sie sollten Kunden miteinbeziehen. Ideal wäre also ein Techniker, der die Betriebswirtschaft versteht.

Weiterführende Informationen

… im Internet

Im Internet finden Sie weiterführende Artikel:

… auf www.Produkt-Manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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