Mission Management 2.0

Im Internet wurde lange über das Web 2.0 gesprochen, in dem es um Kollaboration geht. Zwischenzeitlich rückt das Web 3.0 verstärkt in den Fokus der Betrachtungen.

Im Harvardbusiness-Manager beginnt eine Serie, die sehr gut zu meinen Inhalten rund um die Themen Innovation, und disruptive Innovation passt → Mission: Management 2.0, bzw das Buch von Hamel  → Das Ende des Managements: Unternehmensführung im 21. Jahrhundert.

Kernideen von Artikel und Buch

Hier zunächst die Kernideen des Artikels:

  • Das Management, wie es heute noch vielfach praktiziert wird, stößt zunehmend an seine Grenzen. Hierbei sind die meisten Innovationen auf dem Gebiet der Managementtechnik mehrere Jahrzehnte alt, und entsprechen vielfach nicht mehr den neuen Realitäten. Neue Realitäten sind Themen wie der permanente Wandel, ein unvorhersehbares Umfeld, oder die kreative Zerstörung etablierter Geschäftsfelder und – modelle.
  • Eine Gruppe von Querdenkern hat sich mit der Problematik befasst, und kommt zu dem Ergebnis, dass ähnlich revolutionierende Managementinnovationen notwendig sind, wie die die, die vor 100 Jahren zur Entwicklung der modernen Industriegesellschaften geführt haben.

„Um diese Probleme erfolgreich angehen zu können, müssen sich die verantwortlichen Führungskräfte und die Experten erstens eingestehen, dass das Management 1.0 – das Paradigma des Industriezeitalters, das auf Prinzipien wie Standardisierung, Spezialisierung, Hierarchie, Kontrolle und Primat der Interessen der Anteilseigner beruht – an seine Grenzen gestoßen ist. Sie müssen sich damit abfinden, dass die geschäftlichen Notwendigkeiten von morgen nicht mit den auf bürokratischer Arbeitsteilung basierenden Managementmethoden von heute gelöst werden können.“ – Gary Hamel im Harvardbusinessmanager

Forderungen

Der Artikel stellt 25 Forderungen vor, die ein erstes Bild einer möglichen Entwicklungsrichtung vorzeichnen. Aus der Sicht eines Produkt-Managers halte ich die folgenden Forderungen für besonders relevant:

  1. Berücksichtigen Sie alle wichtigen Interessengruppen (.. Und sorgen Sie dafür, dass Managementsysteme ethischen Kriterien genügen….)
  2. Erfinden Sie ein Kontrollsysstem Gleichgestellter (.. Mit dem Ziel die Zwangsjacke aus Regeln und Kritik zu lockern sollen Mitarbeiter selbstdiszipliniert arbeiten)
  3. Fördern und nutzen Sie Vielfalt in allen Bereichen, und stellen Sie Vielfalt, Widerspruch, Verschiedenheit, gleichberechtigt neben Konformität, Konsenz und Kohäsion.
  4. Überdenken Sie permanent Ihre Strategien, und nutzen Sie natürliche Ausleseprinzipen wie Variation, Selektion und Retention
  5. Gehen Sie mit Informationen demokratisch um, weil die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen auch auf der Transparenz bei den Informationen beruht.

Anwendung der Ideen

Obwohl diese Überlegungen zunächst einmal unternehmensinterne Fragestellungen betreffen, haben sie einen externen Bezug.

Produktentwicklung und Interessengruppen.

Meiner Meinung nach ist es zum Beispiel gerade in der Produktentwicklung wichtig, die Anforderungen von verschiedenen Intessengruppen zu berücksichtigen. Es kann nicht gelingen, dass man ein kundenzentriertes Produkte entwirft, ohne intensiv mit Kunden gesprochen zu haben.

Sofern das Produkt ein dezidiertes Marktsement bedient, dort die Anforderungen aber komplett abdeckt, mag es ok sein. Allerdings werden Produkte, die Anforderungen in einem Segment nur teilweise abdecken für andere Nutzer im Segment lückenhaft bleiben. Deshalb wird ein durchgängiges Produktmanagement notwendig.

Auch wird es zunehmend wichtiger, über den Wertbeitrag eines Produktes nachzudenken. Denken Sie an dieser Stelle nur an  Schlagworte wie „Nachhaltigkeit“, „Umweltverträglichkeit“, „soziale Relevanz“, die immer wichtiger werden.

Kontrollsystem Gleichgestellter und Transparenz bei den Informationen

Viele Kommentatoren gehen davon aus, dass in Zukunft Netzwerke von Unternehmen, und nicht Einzelunternehmen gegeneinander antreten. Immer mehr Unternehmen erkennen deshalb den Nutzen einer kollaborativen Produktentwicklung.

Beispiele sind Communities, die im Rahmen der Web 2.0 Initiativen vielfach entstehen (siehe → Buchbesprechung Wikinomics (Die Revolution im Netz). Diese stellen die bisherige Strategie dahingehend auf den Kopf, dass es zunehmend wichtiger wird, dass sich Unternehmen öffnen, und in ihr Umfeld einbetten. Hierzu gehört auch die notwendige Offenheit, speziell gegenüber Partnern.

Vielfalt

Im Industriezeitalter hat man gerne versucht, gleichartige Massenprodukte herzustellen. Die Idee dahinter war, dass man über die Menge Skaleneffekte erzielen konnte, die sich in niedrigen Kosten niedergeschlagen haben.

Viele der heutigen Märkte sind individualisiert, d.h. dass Kunden eher Einzigartigkeit nachfragen. Auf der anderen Seite sind Fertigungsmethoden heute vielfach so flexibel, dass sie die industrielle Herstellung von Individualprodukten ermöglichen. Eine Umstellung der Produktion auf solche Produkte macht es allerdings auch notwendig, über das vielfach praktizierte Outsourcing kritisch nachzudenken, oder über die Verlagerung von Fertigung an Billigstandorte.

Strategien

Auch Produkte entwickeln sich. Die erwähnten natürlichen Ausleseprinzipen lassen sich auch in der Produktenwicklung anwenden. Beispiele hierfür sind Lead-User, oder Communities, die um manche Produkte herum entstehen. Diese haben vielfach den Zweck, Standardprodukte so zu modifizieren, und weiterzuentwickeln, dass sie die Anforderungen besser abdecken.

Es bietet sich an, solche Anstrengungen dem Produktmanagement regelmäßig zu beobachten, wenn nicht sogar, zu fördern. Hier einige Artikel zum Thema: → Hören Sie nicht einfach auf Kunden: Fragen Sie Lead Users, → Innovationen: Erfindungen in Zeiten der Sparsamkeit.

Weiterführende Informationen

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

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