Dem Wahren, Schönen, Guten

Zum Start des Jahres: Ich wünsche meinen Lesern ein gutes und erfolgreiches Jahr 2012.

Über die Weihnachtstage habe ich in Hamburg eine einzigartige Ausstellung zur Designgeschichte der Firma Apple besucht, über die ich heute kurz berichten möchte.

Wie ich finde, passt das zum Motto „Dem Wahren, Schönen, Guten„, das auf der Frankfurter Oper zu lesen ist. Diese Motto und damit das Thema passt recht gut zum ersten Artikel des Jahres.

Stylectrical – Von Elektrodesign, das Geschichte schreibt

Die Ausstellung →Stylectrical – Von Elektrodesign, das Geschichte schreibt läuft schon seit längerer Zeit, und wird im Januar beendet. Wer also noch hin will, sollte sich also beeilen. Ich selbst bin über eine IT Zeitschrift aus den USA auf die Ausstellung aufmerksam gemacht geworden, weil es in dem Bericht u.a. hieß, daß es die weltweit einzige Ausstellung dieser Art sei.

Da mich beide Themen interessieren (Design und Apple), habe ich mir schon damals die Ausstellung eingeplant für den nächsten Hamburgbesuch, und nun endlich wahr gemacht.

Stylectrical ist im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen. Auf der Homepage ist der genaue Fokus der Veranstaltung wie folgt nachzulesen:

Die Schau wirft einen Blick auf die komplexen Entwicklungsprozesse des industriellen Elektrodesigns in einem kulturwissenschaftlichen Kontext. Erneut bezieht sich das MKG damit auf ein höchst aktuelles und gesellschaftlich relevantes Thema. Im Fokus steht das Design von Jonathan Ive (*1967), der seit 1997 als Senior Vice President for Industrial Design verantwortlich für die Gestaltung aller Geräte des kalifornischen Unternehmens Apple ist. Seine Produkte besitzen mit ihrem äußerst konstanten und wiedererkennbaren Design eine unvergleichliche Popularität.

Die Ausstellung zeigt viele Produkte von Apple (interessanterweise handelt es sich oft um Leihgaben von Privatpersonen). Es beginnt bei frühen Geräten, wie dem Newton (der eigentlich ein Flop war), oder den ersten Rechnern, und es endet bei den modernsten Geräten, wie dem iPad. Auch kommt der Zubehörmarkt nicht zu kurz.

Dabei wird das Design der diversen Apple-Produkte in dem Kontext zu dem Design dargestellt, das bereits andere Firmen unverwechselbar gemacht hat, bzw macht. Ich will hierfür nur zwei Beispiele nennen.

Braun (Elektrogeräte)

Viele kennen sicher die Produkte der Firma →Braun, die Dieter Rams maßgeblich als Designer mitbestimmt hat. Es werden in der Ausstellung unvergessene Braun Designs gezeigt, wie Plattenspieler, oder HiFi Anlagen, die sich durch besonders gradliniges Design auszeichnen. In dieser Gegenüberstellung ist gut zu sehen, daß Apple und Braun einer ähnlichen Gestaltungsschule angehören. Man kann auch erkennen, daß beide Firmen eine ähnliche Firmenphilosophie vertreten (vertreten haben).

Vitra (Stühle)

Es werden aber auch die Designs der Firma Vitra gezeigt, die laut einem Zitat auf der Homepage des →Vitra Designmuseums ihres Stühle mit dem folgenden Anspruch entwerfen:

„Design bedeutet mehr als nur Formgebung und Styling: Gutes Design ist ein komplexer Prozess, in dem unterschiedliche und oft widersprüchliche Anforderungen erfüllt werden müssen, damit Objekte in der gewünschten Art und Weise funktionieren. Design ist nur dann gut, wenn Ästhetik, Ergonomie, Haltbarkeit, Funktion, Ökologie und Komfort einander ergänzen und miteinander harmonieren.

Man kann gut erkennen, daß Apple und Vita auf ähnliche, „universelle“ Gestaltungsprinzipien beziehen.

Fazit – Eine gelungene Ausstellung

Insgesamt eine gelungene Ausstellung. Folgende Punkte sind mir aufgefallen:

  • Die Ausstellung zeigt dem Besucher sehr gut, daß das unverwechselbare Design der Produkte und die Designphilosophie nicht vom Himmel gefallen ist. Was wir heute als iPod in der Hand halten, macht ganz klar auch Anleihen bei Braun, und anderen Firmen, die bereits sehr viel früher eine Designphilosophie verfolgt haben.
  • Die Ausstellung zeigt aber auch, daß sich gutes Design im Laufe der Gerätegenerationen nur wenig ändert, was daran liegen mag, daß es bereits zum Anfang sehr gut ist. Und das mag daran liegen, daß sich gutes Design an der Gebrauchsfähigkeit orientiert. So werden zum Beispiel an einer Wand die diversen iPod-Generationen gezeigt, und es wird nachvollziehbar, daß sich die Gestalt (mit Ausnahmen) nicht grundlegend geändert hat.
  • Ein weiterer Aspekt, der sehr gut gezeigt wird, ist die Rolle die die Fertigungsverfahren spielen und gespielt haben. So ist zum Beispiel mit dem Übergang auf das Unibody und auf Aluminium eine grundlegend andere Gestaltgebung möglich geworden. Man kann also fast sagen, daß Apple nicht nur aus der Gestaltung Wettbewerbsvorteile ableitet, sondern auch aus der Fertigungstechnik, die teilweise ungleich anspruchsvoller ist.

Aus Produktmangementsicht kamen mir aber trotzdem die eher strategischen Fragen zu kurz:

  • Apple entwirft nicht nur gute Geräte, sondern man entwirft eben auch gute Systeme. So besteht der Erfolg des iPod zum Beispiel aus dem Gerät, dann aber auch aus dem iTunes Store, und dem neuen Konzept, nach dem wir heute Musik konsumieren. Dieser Zusammenhang hätte etwas klarer werden können, da der Zuschauer so hätte erkennen können, wie nachhaltige Wettbewerbsvorteile entstehen.
  • Auch wird der Zusammenhang von Design und Fertigungstechnik zwar dargestellt, aber man geht nur wenig auf die Strategie ein, die hier dahintersteht. Die gleiche Strategie steht übrigens auch hinter dem Ansatz, Design und weltweitem Sourcing zu verbinden, das Apple bis zur Perfektion beherrscht.
  • Gutes Design entsteht ja auch und gerade in Zusammenhang mit Nutzern. Es wäre schön gewesen, wenn die Ausstellung mehr gesagt hätte zu der Frage, wie man im Entwicklungsprozess konkret vorgeht, und wie man zu fertigen Produkten kommt (Mockups, Kundenfeedback, Designmethoden,….).

Weiterführende Informationen

… im Internet

Die folgenden Artikel aus dem Internet passen sehr gut zum heutigen Thema:

… auf www.produkt-manager.net

In meinen älteren Artikeln finden Sie weiterführende Informationen zum heutigen Thema:

Kontakt

Das Original dieses Artikels ist auf Der Produktmanager erschienen (©Andreas Rudolph). Regelmäßige Artikel gibt es über die (→Mailingliste), oder indem Sie →mir auf Twitter folgen. In der Online Version finden Sie hier die versprochenen weiterführenden Links:

No Responses to “Dem Wahren, Schönen, Guten”

  1. Sergio sagt:

    schönes neues Jahr!

    Das Design von Apple ist auch -wenn etwas entfernt- von den Designs der Fa Braun inspiriert. In der Tat ist Apple´s Chefdesignes Johnatan Ive ein Fan von den Designs von Dieter Rams, der wiederum Braun Chefdesigner war.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Rams

    http://www.designwissen.net/seiten/10-thesen-von-dieter-rams-ueber-gutes-produktdesign

    Siehe z.B. die deutliche Ähnlichkeit zwischen dem iPhone Calculator und Braun´s Taschenrechner aus dem 70er
    http://www.wired.com/gadgetlab/2007/07/iphones-design/

  2. Danke für das Feedback, und ebenfalls. Ja, diese Verbindung wird deutlich, ganz besonders, wenn man die Geräte nebeneinander sieht. Die Gestaltung der heutigen Apple Produkte bezieht sich aber anscheinend nicht nur auf Braun Elektrogeräte.

    Es werden auch Paralellen zu den Arbeiten von anderen bekannten Designern deutlich. Beispielsweise wird auch etwas von Helmut Isslinger von Frog Design gezeigt, oder es sind gestalterische Verbindungen zur Firma Wega (auch Elektrogeräte) sichtbar.

    Deutlich wird auch, daß die eigentliche Veränderung, die Apple gemacht hat dann eintrat, als man Johnatan Ive freie Hand gab. Vorher waren die paar Geräte, die man ind er Ausstellung gezeigt hat, technikgetrieben. Nachher wurden Formgebung und Gebrauchstauglichkeit ausschlaggebend. Daraus haben sich dann wohl die Wettbewerbsvorteile in Sachen Fertigung und Sourcing ergeben (Designer gehen ja gerne mal an die Grenzen von Material und Herstellungstechnik…).

    Daß Ive sich auf Rams bezieht, liegt auf der Hand. Ich glaube, daß jeder junge Designer bereits in der Ausbildung auf diesen Namen stößt (und noch ein paar weitere Namen), und wohl auch jeder Designliebhaber seine Arbeiten schätzt.